Der Chef der Allianz, Oliver Bäte, übt scharfe Kritik an der Politik niedriger Zinsen der Europäischen Zentralbank (EZB). Diese betreibe damit Diebstahl an der nächsten Generation und spricht von „systematischer Lüge.“
Manche deutschen Lebensversicherer würden alsbald scheitern, glaubt der Chef der Allianz-Versicherung Oliver Bäte und macht dafür die anhaltende Niedrigzinspolitik verantwortlich. Er selbst gehe davon aus, dass die „massiven Verwerfungen“ einige Wettbewerber, die in der Vergangenheit weniger gut gewirtschaftet hätten, aus dem Markt ausscheiden würden. Diese Sorge äußerte er gegenüber der Zeitschrift „Handelsblatt“ und betonte, dass es zwar zum Wesen einer Marktwirtschaft gehöre, dass Unternehmen auch ausscheiden würden, wenn diese es nicht schaffen, wirtschaftlich zu arbeiten, aber dennoch müsse man sicherstellen, dass die Kunden, die hiervon betroffen seien, gut geschützt seien, denn auch in der Finanzbranche gehöre es dazu, dass Anbieter sich vom Markt zurückziehen müssen.
Die Branche leide, so Bäte, seit Jahren unter der anhaltenden Niedrig- bzw. Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Im Dezember erst war beispielsweise aufgrund der Coronakrise eine Ausweitung der Maßnahmen in Sachen Geldpolitik beschlossen worden. Dies missfalle dem Allianz-Chef und bezeichnet dies als Fehler. Auf diese Art würde man bereits die nächste Krise vorbereiten. Zwar gehört die Allianz als eine der größten europäischen Kapitalanlegern mit ihrer Aktie zum Deutschen Aktienindex Dax, aber Teile des Aktienmarktes hält Bäte für verzerrt. Man beobachte hier „völlig abstruse Bewertungen“, wenn man manche Aktienkurse sehe. Die Geldmarktpolitik sei indes so verfehlt, dass es an Investitionen in Infrastruktur wie auch am Ausbau der Wettbewerbsfähigkeit bei Technologie, Energie oder in Sachen Klimawandel fehle. So gehe die Fähigkeit zu investieren „systematisch nach unten“, sagte Bäte. Man benötige aber eine Fiskalpolitik, die es ermögliche, in Bildung, in Reformen und Innovationen zu investieren. Man würde hier stattdessen das Geld „von Kindern stehlen“, um es unentwegt zu verteilen, anstelle Voraussetzungen zu schaffen, um langfristiges Wachstum zu erzeugen. Bäte wirft der EZB zudem vor, die Gesellschaft systematisch zu belügen, wenn es um die Folgen der Niedrigzinspolitik geht. Schließlich müssen die Schulden irgendwann zurückgezahlt werden. Auch wenn die EZB keine Anleihen mehr ankaufe, dann werde es noch Jahre dauern, bis man zu einem ökonomischen rationalen Niveau zurückgefunden habe, so der Allianz-Chef. Derzeit würden die Sparer „entreichert“. Die Rendite verteile man nur um. So betrüge man die Sparer und auch die Kunden der Lebensversicherungen, kritisiert der Allianz-Chef.