Wer als Flüchtling nach Deutschland kommt, der sucht meist auch eine berufliche Zukunft. Da dürfte es nicht verwundern, wenn vor allem junge Menschen, die auf der Flucht sind, sich bald auch für den deutschen Ausbildungsmarkt interessieren dürften. Vor allem im Osten der Republik könnte dies eine Chance sein, dem Fachkräftemangel dort entgegenzuwirken. Die Gewerkschaften fordern nun, dass Flüchtlinge sich auch außerhalb von Betrieben qualifizieren können.
Schon in 2016 ist damit zu rechnen, dass zehntausende vor allem junge Flüchtlinge in Deutschland auch beruflich eine neue Heimat suchen und sich um eine Lehrstelle bemühen werden. Hier fordern die Gewerkschaften nun, Flüchtlinge qualifizierend auszubilden. Sinnvoll sei dies im Rahmen eines Bund-Länder-Programms, das vor allem in angespannten Regionen des Ausbildungsmarktes angewandt werden solle. Damit solle vor allem der Tatsache entgegengewirkt werden, dass junge Flüchtlinge, die zunächst in Ostdeutschland beheimatet sind, nach der Anerkennung durch die Behörden in den Westen Deutschlands ziehen würden. Als Grund nennen sie in erster Linie Anfeindungen seitens der Bevölkerung. In Westdeutschland sei dies weitaus weniger der Fall, geht aus Erkenntnissen der Jobcenter und Kommunen in Sachsen hervor.
Dies kritisiert Stefan Körzell, Bundesvorstandsmitglied des DGBs, da man sich aufgrund des Fachkräftemangels in Ostdeutschland derartige Geschehnisse nicht leisten könne. Die Lage werde sich in den kommenden Jahren weiter verschärfen, so dass man aufgrund der Ressentiments gegenüber Flüchtenden hier Chancen verspielen würde, wenn diese den Wohnort nach Westdeutschland verlegen würden. Körzell sieht hier Parallelen zu den Gastarbeitern, die in den Nachkriegsjahren nach Deutschland kamen. Auch ihnen sei man mit Skepsis gegenübergetreten, aber bald zeigte sich, dass der Arbeitsmarkt sie dringend brauchte. Zwar dauerte es eine gewisse Zeit, bis auch die gesellschaftliche Anerkennung folgte, aber dies sei eine Erkenntnis, die reifen müsse – was nun für Ostdeutschland zutreffe.
Bis Ende November sind etwa 425.000 Personen als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen. Darunter befinden sich etwa 120.000 Menschen im Alter von 16 bis 25 Jahren. Zwar müssen viele zunächst die Sprache lernen, aber schon bald dürften viele von ihnen aus Lehrstellensuche sein. Gerade für sie sei es nach Forderungen des DGB nun sinnvoll, die Einstiegsqualifizierungen und auch die Ausbildung anzupassen, um den Bedürfnissen der Flüchtenden besser begegnen zu können. Dazu zählen Beratungen wie Nachhilfe, aber auch ein staatlich bezahltes Praktikum, um Betriebe zunächst einmal besser kennenlernen zu können.