Die gesetzlichen Krankenkassen melden zum ersten Mal seit langer Zeit, dass sie Verluste eingefahren haben. Daher ist es wohl absehbar, dass die Beitragszahler mit höheren Kosten rechnen müssen – auch wenn diese noch auf sich warten lassen dürften.
Das auslaufende Jahr 2019 brachte für die gesetzlichen Krankenkassen ein Verlustjahr mit sich. Man rechne, so die Vorstandschefin des Verbands der gesetzlichen Krankenkassen (GKV), Doris Pfeiffer, mit einem Defizit, das über eine Milliarde Euro betragen werde. Die Entwicklung, so Pfeiffer bei einem Interview mit der Funke-Mediengruppe, sei „alarmierend“. Zwar habe man Einnahmen in Rekordhöhe verbuchen können, aber steigende Ausgaben hätten diesen Effekt zunichte gemacht. Auch müsse man feststellen, dass sich dieser Trend während des Jahres beschleunigt fortgesetzt habe.
Ursächlich hierfür sei einerseits ein Fortschritt in der Medizin, aber auch die Bundesregierung trage ihren Anteil dazu bei, weil sie Gesetze auf den Weg brachte, die die Kosten nach oben getrieben hätten, so Pfeiffer. Als Beispiel nannte sie das das Pflegepersonal-Stärkungsgesetz wie auch das Terminservicegesetz. Diese würden im kommenden Jahr dazu führen, dass etwa fünf Milliarden Euro mehr ausgegeben werden müssten, als dies bislang der Fall war.
Die Kassen hätten inzwischen auch teilweise Rücklagen aufgelöst. Die Zusatzbeiträge seien für das kommende Jahr indes auf gleichem Niveau anzusetzen. Eine Erhöhung schloss Pfeiffer zunächst aus. Allerdings sei ab dem Jahre 2021 damit zu rechnen, dass die Beiträge erhöht werden müssten. Zuletzt war es 2015 der Fall gewesen, dass die gesetzlichen Krankenkassen Verluste eingefahren hätten. Im Vorjahr 2018 hatten die Kassen indes mit der Summe von rund zwei Milliarden Euro sogar ein Plus erwirtschaftet, was dazu geführt hatte, dass im September 2019 monetäre Reserven von insgesamt 20,6 Milliarden Euro bestanden. Dies liegt vierfach über dem, was der Gesetzgeber als Mindestreserve vorschreibt. Hohe Reserven müssten nun abgebaut werden. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) betonte daher auch, dass es ein „unechtes Defizit“ sei, von dem die Krankenkassen hier sprechen würden. Dies würde primär durch den Abbau der Rücklagen in den Bilanzen entstehen, während ihm GKV-Chefin Pfeiffer erwiderte, dass einer nachhaltigen Finanzplanung Vorrang vor einem Abbau der Finanzreserven zu gewähren sei.