Einbrüche bei der Nachfrage machen der Stahlindustrie hierzulande zu schaffen. Daher fordern Gewerkschaften Hilfen vom Staat insbesondere für ThyssenKrupp. Der Konzern steckt schon seit geraumer Zeit in Schwierigkeiten. Die Politik lehnt das Ansinnen bislang aber ab. Nun will ein britisches Unternehmen hier einsteigen, was die Angst vor Arbeitsplatzverlust nährt.
Armin Laschet, Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, hatte erst vor einigen Tagen einem Staatseinstieg bei ThyssenKrupp eine Absage erteilt. Er selbst würde dies nach „derzeitigem Stand nicht sehen“, auch wenn, wie Laschet betont, die Stahlindustrie für die deutsche Wirtschaft und die Wertschöpfungskette systemrelevant sei. Man müsse „alles tun“, damit auch künftig in Deutschland weiter Stahl produziert werden könne. Für die Stahlsparte von ThyssenKrupp hat derweil aber die britische Liberty Steel-Gruppe ein Angebot abgegeben. Gewerkschaften zeigten sich schockiert, während die Anleger an der Börse begeistert sind.
Aufgrund des Kaufangebots protestierten etwa 3.000 Stahlarbeiter vor dem Firmensitz von ThyssenKrupp Steel Europe. Sie fordern erneut eine staatliche Beteiligung an dem Unternehmen. Auch Ministerpräsident Lascht sprach hier und zeigte sich überrascht von der Kaufabsicht von Liberty Steel. Der Erhalt der Arbeitsplätze sei eine zentrale Bedingung, sollte die Stahlsparte von ThyssenKrupp abgetrennt werden, Zu „Billigbedingungen“ seien die Unternehmensteile nicht zu haben. Es sei kein „Ein-Euro-Geschäft“ unterstrich der Politiker. ThyssenKrupp produziere Stahl in bester Qualität und wenn dies nicht Bestand haben würde, dann sei eine Fusion nicht sinnvoll.
Die Börsianer sind indes in Feierlaune: Die Nachricht über das Angebot von Liberty Steel sorgte bei Aktien von ThyssenKrupp für einen Kurssprung von zwölf Prozent.
Das vorliegende Angebot von Liberty Steel sei nach derzeitigem Stand aber ohnehin ein „erstes Angebot“, das noch nicht bindend ist. Man wolle, so war von den Briten zu hören, zunächst die Bücher einsehen, bevor man verbindlich werden wolle. Auch sei man nicht exklusiv mit ThyssenKrupp im Dialog. Um das Stahlgeschäft zu erhalten, werde man sich allerdings das Angebot „sorgfältig anschauen“, hieß es bei ThyssenKrupp. Die Vorstandschefin Martina Merz sagte hier bereits, dass man den Verkauf der Stahlsparte nicht ausschließe, man aber auch einem Einstieg des Staates zusammen mit anderen Partnern aufgeschlossen sei.