Die Konjunktur brummt und dennoch profitieren längst nicht alle Deutschen davon: 6,7 Millionen Menschen sind nicht mehr in der Lage, ihre Schulden zurückzuzahlen. Sie gelten als überschuldet und vor allem Senioren sind immer öfter davon betroffen.
Die Zahl der Arbeitslosen in der Bundesrepublik ist auf einem tiefen Stand und die Löhne steigen wieder. Dennoch zeigt der aktuelle Schuldenatlas, dass immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher Zahlungsschwierigkeiten haben. Betroffen davon sind nunmehr 6,7 Millionen Bürger über 18 Jahre. Vor einem Jahr waren es noch 44.000 Menschen weniger, die überschuldet waren.
Von einer Überschuldung spricht man immer dann, wenn der Schuldner nicht mehr imstande ist, in einer vertretbaren Zeit seine Verbindlichkeiten zu begleichen und er somit nachhaltig in Zahlungsschwierigkeiten geraten ist. Inzwischen spricht die Auskunftei Creditreform von einem Anteil von 9,91 Prozent, die unter diese Kategorie fällt.
Betrachtet man diese Zahlen im Detail, so fällt auf, dass der Anteil derer, die überschuldet sind, vor allem bei den älteren Menschen deutlich zugenommen hat. Im Vergleich der Jahre 2013 bis 2015 fällt dabei das Plus von 35 Prozent ins Auge. Bei den Senioren gelten inzwischen 150.000 Menschen als zahlungsunfähig. Das Plus bei den Menschen im Alter von 60 bis 69 Jahren liegt bei 12,4 Prozent. Bei den Rentnern fällt oftmals ins Gewicht, dass sie über eine geringere Kaufkraft verfügen. Um nicht in den Strudel von Schulden und Überschuldung zu geraten, empfiehlt die Verbraucherzentrale NRW hier, Kosten und Budget genau im Auge zu behalten. Das Führen eines Haushaltsbuches könne beispielsweise helfen, sich einen genauen Überblick über Einnahmen und Ausgaben zu verschaffen, um so Einsparpotentiale zu erkennen.
Wenn auch dies nicht helfe, sei indes der Gang zu einer Schuldner- oder Insolvenzberatungsstelle unumgänglich.
Doch nicht nur bei den Altersstrukturen zeigen sich Auffälligkeiten. Auch bei der Betrachtung der Regionalität fallen einzelne Bundesländer unangenehmer auf als andere. So liegt Nordrhein-Westfalen, indes das bevölkerungsreichste Bundesland, mit einer Quote von 11,52 Prozent an überschuldeten Bürgern deutlich über dem Bundesdurchschnitt, während von den Bürgern in Bayern lediglich 7,12 Prozent betroffen sind. Auch Berlin und Bremen liegen mit einer Überschuldungsquote von 12,99 bzw. 14,08 Prozent weit vorne.